Kindernothilfe Österreich. Kindern Zukunft schenken.

Leben in ständiger Gefahr

Alkohol, Drogen, häusliche Gewalt, bittere Armut: Alltag für viele Kinder weltweit. Wenig verwunderlich, dass unzählige Mädchen und Buben von einer besseren Zukunft träumen und in die Großstädte flüchten. Doch dort werden ihre Rechte mit Füßen getreten. Die Kinder und Jugendlichen leben in ständiger Angst vor Gewalt, sie müssen schwer arbeiten, um zu überleben. An einen Schulbesuch ist nicht zu denken. Krankheiten, kriminelle Banden und Drogen dominieren nun den Alltag der Straßenkinder. Sie werden diskriminiert, gelten pauschal als kriminell.

Die Kindernothilfe setzt sich dafür ein, dass Straßenkinder weltweit eine Chance auf eine Zukunft bekommen. Wir helfen genau da, wo die Kinder sind: auf der Straße.


Straßensozialarbeit: In unseren Projekten bauen Streetworker Vertrauen zu den Straßenkindern auf und werden Ansprechpartner für ihre Sorgen und Nöte.

Schutzhäuser: Wenn die Kinder bereit sind, die Straße zu verlassen, bekommen sie in Wohnheimen einen sicheren Schlafplatz, regelmäßige Mahlzeiten, medizinische Versorgung, die Möglichkeit sich zu waschen und zur Schule zu gehen.

Therapie: Psychologen helfen den Jungen und Mädchen, Missbrauchs- und Gewalterfahrungen zu verarbeiten.

Familienarbeit:
Ein Ziel ist immer auch die Rückkehr der Kinder in ihre Familien. Steht dem etwas im Weg, erarbeiten wir Alternativen wie längerfristige Wohnprojekte, damit sie eigenständig und abseits der Straße leben können.

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Obdachlose in Kenia (Foto: Lars Heidrich)
Obdachlose in Kenia (Foto: Lars Heidrich)

Wissenswertes zu Straßenkindern:

Bildung als Chance

Die Kindernothilfe unterstützt gemeinsam mit ihren einheimischen Partnern eine Vielzahl von Projekten für Straßenkinder. Neben der konkreten Hilfe für Straßenkinder in Form von Übernachtungsmöglichkeiten und Essensversorgung, bilden Grundbildungs- und Berufsbildungsangebote die Basis der täglichen Arbeit. Nur über einen Schulabschluss und eine anschließende Berufsausbildung können Straßenkinder sich langfristig den Weg zurück ins Leben ebnen. In unseren Projekten lernen Kinder und Jugendliche darüber hinaus ihre Rechte kennen und können sich so bei Rechtsverletzungen wehren. Gemeinsam mit unseren Partnern vor Ort prangern sie Willkür von Polizei oder Killerkommandos an, thematisieren die Gewalt in der Gesellschaft und stellen Werte und gesellschaftliches Verhalten in Frage.

Darüber hinaus Kinder arbeiten gemeinsam mit den Mitarbeitern ihre Lebensgeschichte, Verletzungen und zerstörte Familienbeziehungen auf. Sie werden psychologisch betreut und kommen durch außerschulische Angebote wie Theatergruppen in positiven Kontakt mit der Öffentlichkeit, um Berührungsängste abzubauen. Wenn möglich, wird die Rückführung der Kinder in ihre Familien ermöglicht. Freizeitangebote bilden einen weiteren wichtigen Teil der Arbeit mit Straßenkindern, denn jedes Kind braucht Raum zum Spielen und Kind sein.

Auch Prävention ist von großer Bedeutung. Hier wird durch Gemeinwesensarbeit, Familienprogramme und verschiedene Unterstützungsangebote für Jugendliche sowie Erwachsene daran gearbeitet, dass junge Menschen sich nicht zu einer Flucht auf die Straße gezwungen sehen. Landen Kinder neu auf der Straße, klären die Mitarbeiter unserer Partner sie über gesundheitliche Risiken auf und versuchen, sie vor Gewalt und Missbrauch zu schützen

Wer sind Straßenkinder?

Der Begriff Straßenkinder beschreibt drei verschiedene Gruppen von Mädchen und Buben:

  • Kinder, die tagsüber auf der Straße arbeiten, aber noch bei ihren Familien leben;
  • Kinder, die während der Woche auf der Straße arbeiten und nur an den Wochenenden zu ihren Familien zurückkehren, zum Beispiel weil der Weg vom Arbeitsort bis nach Hause zu weit ist;
  • Kinder, die keinen Kontakt zu ihren Familien haben. Sie arbeiten und Leben auf der Straße.

Es handelt sich also um einen Sammelbegriff für junge Menschen in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen. Zudem ist der Begriff auch unter Fachleuten umstritten, da er negativ besetzt ist – nicht selten werden Straßenkindern Eigenschaften wie „kriminell“, „unerzogen“ und „verwahrlost“ zugeschrieben, die auf die tatsächlich beschriebene Personengruppe nicht pauschal zutreffen.

Schätzungen zur Anzahl von Straßenkindern in verschiedenen Ländern sind nur schwer möglich. Die Vereinten Nationen gehen aber davon aus, dass etwa 100 Millionen Kinder und Jugendliche weltweit einer der drei oben benannten Gruppen angehören. Zudem wird angenommen, dass die Zahl der Straßenkinder mit dem Wachstum der Weltbevölkerung weiter ansteigt.

Warum leben Kinder auf der Straße?

Es gibt viele Gründe, aus denen Kinder auf der Straße landen. In vielen Fällen wurden Straßenkinder in ihrem Elternhaus vernachlässigt oder missbraucht – schlechte Ernährung, unhygienische Bedingungen, harte Arbeiten, massive Gewaltanwendungen und Kinderprostitution durch Vermittlung der Eltern gehören zu den Erfahrungen einer Reihe von Jugendlichen, die auf der Straße leben. Oft resultiert dieses Verhalten der Eltern aus Verzweiflung über ihre eigene aussichtslose Situation in völliger Armut.

Eine wesentliche Ursache für die große Zahl der Straßenkinder ist die Armut in Entwicklungsländern. Laut Angaben der Vereinten Nationen müssen etwa 1,4 Milliarden Menschen mit weniger als 1,25 US-Dollar am Tag auskommen und leben somit in extremer Armut. In Afrika südlich der Sahara trifft das auf nahezu die Hälfte der Bevölkerung zu. Der Verdienst der Eltern reicht oft nicht aus, um die Familie zu ernähren. Viele junge Menschen wählen daher den Weg auf die Straße.

Ein weiterer Faktor ist der enorme Verstädterungstrend in vielen Entwicklungsländern. Tausende Menschen ziehen in der Hoffnung auf ein besseres Leben in die Stadt und landen oft in den Elendsvierteln der Metropolen. Ohne Wasser- und Stromversorgung sowie ohne Zugang zu Bildung leben sie dann in beengten Verhältnissen. Arbeitslosigkeit, Alkoholismus und Gewalt führen dazu, dass Familien zerbrechen und Kinder weglaufen. Die Straße scheint attraktiver als ein Leben im Slum.

Ein weiterer Grund ist die Verbreitung von HIV/Aids. Die steigende Zahl der Infizierten führt zu einer steigenden Zahl der Aidswaisen, die sich oft allein durchs Leben schlagen. Auch Kriege und Konflikte sowie Naturkatastrophen machen jedes Jahr tausende Minderjährige zu Waisen, viele von ihnen landen auf der Straße.

Das Leben auf der Straße ist ein täglicher Überlebenskampf

Das Leben auf der Straße ist geprägt vom täglichen Überlebenskampf. Arbeiten, Betteln, Klauen und das Durchsuchen von Müll sind typische Tätigkeiten von Menschen, deren Zuhause die Straße ist. Außerdem muss jeden Abend ein geeigneter und wenigstens halbwegs sicherer Schlafplatz gefunden werden, denn besonders nachts sind Kinder auf der Straße leichte Opfer. Sie werden ausgeraubt, sexuell missbraucht und teilweise ermordet.

Weder von der Gesellschaft noch den Behörden erhalten sie ausreichend Schutz: sogar die Täter werden häufig nicht strafrechtlich verfolgt. Straßenkinder gelten als unschöne Plage und Bedrohung für die Bevölkerung. Aber auch unter den Jugendlichen ist Gewalt an der Tagesordnung. Es gibt viele Gangs, die sich gegenseitig bekämpfen. Zudem ist eine große Zahl der Mädchen und Jungen drogenabhängig – sie trinken Alkohol, rauchen Marihuana und schnüffeln Kleber oder Leim. So betäuben sie Geist und Körper und entfliehen ihrer Lebenswirklichkeit.

Die Konsequenzen eines solchen Lebens sind weitreichend. Schwere psychische und körperliche Beeinträchtigungen sowie Todesfälle durch Drogen, Gewalt und Missbrauch sind nicht selten. Durch Prostitution und Vergewaltigungen ist außerdem eine große Zahl der Jungen und Mädchen HIV-positiv. Positive Zukunftsperspektiven können die Kinder und Jugendlichen kaum entwickeln – ohne gesellschaftliche Einbindung und Bildung werden die meisten nie zu einem anderen Leben finden.

Mädchen in Guatemala (Foto: Jakob Studnar)
Mädchen in Guatemala (Foto: Jakob Studnar)

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