Film: So funktioniert unsere Hilfe zur Selbsthilfe
Hilfe zur Selbsthilfe ist eines der leitenden Prinzipien unserer Entwicklungszusammenarbeit. Wie sie genau funktioniert, zeigt die Animation (3:30min)
Video abspielenSeit vielen Jahren arbeitet die Kindernothilfe mit dem Selbsthilfegruppen-Ansatz. Dabei stärken wir vor allem die ärmsten Frauen sozial, wirtschaftlich und politisch. Von der Kindernothilfe bekommen die Gruppen in erster Linie eines: Wissen. Und mit dem befreien sie sich eigenständig aus größter Armut, ermöglichen ihren Kindern ein besseres Leben und treiben die Entwicklung ihrer ganzen Region voran. Heute gibt es durch die Arbeit der Kindernothilfe bereits 30.000 Selbsthilfegruppen in 16 Ländern.
Frauen der ärmsten Familien eines Projektgebietes werden eingeladen, Mitglieder einer Selbsthilfegruppe zu werden. Wichtig ist dabei, dass alle 15 bis 20 Mitglieder aus einer ähnlichen wirtschaftlichen Lage kommen, damit die Gruppe nicht von einzelnen Mitgliedern dominiert wird. Die Ärmsten – bis dahin oft ausgegrenzt – haben nun zum ersten Mal die Möglichkeit, eine Gemeinschaft aufzubauen, die füreinander einsteht.
Die Frauen der Selbsthilfegruppe bauen eine Gemeinschaft mit Zusammengehörigkeitsgefühl auf. Sie teilen ihre Ängste sowie wirtschaftliche und soziale Probleme und lernen, einander zu vertrauen. Unter Mithilfe der Kindernothilfe-Mitarbeiter suchen sie nach Möglichkeiten, um ihre Probleme zu lösen. Das Selbstbewusstsein der Frauen steigt, sie merken, dass sie mit gemeinsamen Kräften ihre Zukunft selbst gestalten können. Sie fühlen sich nicht mehr als hilflose Opfer äußerer Umstände.
Die Frauen sparen gemeinsam, lernen, eine Buchhaltung zu führen und überlegen sich Geschäftsideen: aus Kleinstbeträgen wird langsam ein Kapitalstock. Daraus vergibt die Selbsthilfegruppe Kleinkredite, mit denen die Frauen kleine Geschäfte aufbauen. Sie investieren zum Beispiel in Hühner und Futter und können durch den Verkauf der Eier den Kredit zurückzahlen und ein eigenes, kleines Einkommen schaffen.
Ihre wachsende wirtschaftliche Stärke bauen die Frauen auch zu gesellschaftlicher Stärke aus: Nach sechs Monaten schließen sich übergeordnete Dachverbände – so genannte Cluster Level Associations – zusammen. Diese setzen sich aus jeweils zwei gewählten Mitgliedern von insgesamt zehn Selbsthilfegruppen zusammen und kümmern sich auf Gemeindeebene um übergeordnete Anliegen – zum Beispiel die Elektrifizierung ganzer Stadtviertel, Impfkampagnen zur Reduzierung vermeidbarer Krankheitsfälle oder den Bau einer Brücke, damit die Kinder zur Schule gelangen können.
Nach etwa drei bis fünf Jahren schließen sich die Dachverbände zu Föderationen zusammen. Sie repräsentieren rund 100 Selbsthilfegruppen mit 2.000 Mitgliedern und ihren Familien und sind politisch so mächtig, dass sie etwa die Wasserversorgung einer ganzen Region auf die Beine stellen oder den Bau von Schulen initiieren können. Die Anliegen der Frauen finden politisches Gehör, Menschenrechtsverletzungen werden aufgezeigt, Zwang- und Frühverheiratung von Mädchen verhindert.