Kindernothilfe Österreich. Kindern Zukunft schenken.

Ein glücklicher Rückzugsort für Kinder in Rio

Wer langfristig Gewalt vorbeugen und ein friedliches Miteinander fördern möchte, muss damit bei den Kleinsten anfangen. So wie der Kindernothilfepartner Promundo in Rio de Janeiro.

Im großen Mehrzweckraum der Kindertagesstätte Cantinho Feliz de Santa Teresa haben die beiden Sozialarbeiterinnen Body-Maps (Schattenrisse von Menschen) ausgelegt. Drum herum sitzt eine muntere Schar von Vorschulkindern mit grünen, gelben und roten Punkten in der Hand. Ihre Aufgabe: Zu zeigen, wo andere Menschen sie anfassen dürfen und wo nicht. "Wir wollen die Kinder für das Thema sexueller Missbrauch sensibilisieren", sagt Viviane Silva, die das Projekt leitet. Stolz sieht sie zu, wie die Kleinen grüne Punkte auf die Hände und Füße und rote auf den Genitalbereich legen. "Sie wissen schon eine ganze Menge", freut sie sich.

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Projektleiterin Viviane Silva kniet mit einer aufgemalten Ampel in der Hand zwischen den Kindern (Quelle: Christian Nusch)
Die Kinder hängen sehr an der Kindertagesstätten-Leiterin Viviane Silva (Foto: Christian Nusch)
Projektleiterin Viviane Silva kniet mit einer aufgemalten Ampel in der Hand zwischen den Kindern (Quelle: Christian Nusch)
Die Kinder hängen sehr an der Kindertagesstätten-Leiterin Viviane Silva (Foto: Christian Nusch)

Die Kindertagesstätte und die Favela: Zwei Welten prallen aufeinander

„Cantinho Feliz“ bedeutet „Glückseliger Rückzugsort“. Der Name ist Programm. Santa Teresa ist mit seinen alten Jugendstilhäusern eigentlich ein hübscher Stadtteil von Rio, doch wie fast überall in der Stadt ist die nächste Favela nicht weit. Es sind zwei Welten, die hier aufeinanderprallen, getrennt durch Stacheldraht und mit Glasscherben gespickte Mauern. Hinter den meterhohen Zäunen der Kindertagesstätte wird gesungen und gelacht, gelernt und gut gegessen. Wenn die oft alleinerziehenden Mütter der Favelas arbeiten gehen, können sie ihre Kinder für ein paar Stunden an diesen glücklichen Ort bringen und müssen die Kleinen nicht den ganzen Tag in den von Kriminalität und Gewalt geprägten Vierteln sich selbst überlassen. An diesem kinderfreundlichen Plätzchen ist unser Partner Promundo für Gewaltprävention zuständig.

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Drei Kinder sitzen lachend hintereinander und fassen sich an den Schultern. (Quelle: Christian Nusch)
Die oft alleinerziehenden Mütter wissen ihre Kinder hier in der Kindertagesstätte gut aufgehoben (Foto: Christian Nusch)
Drei Kinder sitzen lachend hintereinander und fassen sich an den Schultern. (Quelle: Christian Nusch)
Die oft alleinerziehenden Mütter wissen ihre Kinder hier in der Kindertagesstätte gut aufgehoben (Foto: Christian Nusch)
„Wir wollen hier einen Raum schaffen, an dem die Kinder lernen, anders miteinander umzugehen, als das im Alltag der Favela üblich ist“, meint Viviane. In dem noch immer von Männern dominierten Brasilien setzt sich Promundo besonders für gleichberechtigte und gewaltfreie Geschlechterbeziehungen ein. Aber auch soziale Gerechtigkeit, Rassismus und gewaltfreie Erziehung gehören zu den Schwerpunkten der Organisation. All das sind Themen, die Sozialarbeiterinnen den Kindern jeden Tag spielerisch näherbringen.
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Von Katharina Nickoleit

Die freie Journalistin berichtet seit vielen Jahren gemeinsam mit ihrem Mann, dem Fotografen Christian Nusch, aus unseren Projekten weltweit.

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