Die Hoffnung wächst
Text: Patrick Witte Bilder: Sascha Montag
Dank mobiler Landwirtschaftsschulen lernen junge Ugander, ihr Land nachhaltig zu bewirtschaften, sich selbst zu versorgen und ein Einkommen zu erwirtschaften. Bildung ersetzt Hoffnungslosigkeit – und verwandelt Subsistenzbauern in erfolgreiche Landwirte mit Zukunft.
Sogar die Diebe des Dorfes freut Janepher Namukayas Erfolg. Mit langen, dunklen Fingern streicht die 27-jährige über die noch hellroten Beeren eines Kaffeestrauchs, fast zärtlich, und ihr Blick verliert sich im dichten Grün der Plantage. Seit zwei Jahren besitzt Namukaya kein einfaches Stück Land mehr. Sondern richtige Äcker, insgesamt über einen Hektar, geordnet und planvoll bestellt. In geraden Linien und regelmäßigen Abständen reihen sich Pflanze an Pflanze, hier in Kabira, einem Dorf im zentralen Flachland von Uganda.


Zu ahnungslos, um von ihrem Erbe leben zu können


Drei Jahre bleibt eine Schule in den Dörfern und unterrichtet Jugendliche und junge Erwachsene in Landwirtschaft – von nachhaltigen Anbaumethoden von Obst und Gemüse über ressourcenschonende Viehhaltung bis zur biologischen Herstellung von Dünger und Pflanzenschutz. Damit ausgedörrte Felder wieder genug abwerfen. Damit die Schulabbrecher genug Geld verdienen. Damit eine junge, fast verlorene Generation sich ein Leben aufbauen kann. Über 4500 junge Ugander aus der Region haben die Schule bereits absolviert. So wie im nächsten Jahr auch Janepher Namukaya.


Ein junges Leben, bereits wie in Stein gehauen
"Früher grub auch ich nur Löcher in die Erde, legte Samen rein und goss die Pflanzen", sagt sie und zeigt auf den kümmerlichen Ertrag des Nachbarfeldes. "Ohne Dünger, ohne Pflanzenschutz." Sie kannte es nicht anders, das mittlere Kind ihrer Eltern, sieben Geschwister, Lieblingstochter ihres Vaters, der im letzten Jahr ihrer Grundschulzeit an Krebs verstarb. Danach ging es bergab, erinnert sich Namukaya.
Zurückkam: Hoffnung
Mobile Farmschule
"Unsere Schüler sind ungeduldig", sagt Joseph Lubwama, "junge Leute, die schnell Erfolg sehen wollen." Lubwama wartet vor dem Gebäude des katholischen Gemeindehauses von Njala auf das Ende des Unterrichts. Ein Versammlungsraum mit löchrigem Zementboden, vergitterten Fenstern und viel Platz.
Fünfzehn Minuten Fußweg von Namukayas Farm entfernt, wird hier normalerweise das Wort Gottes verkündet. Doch an drei Tagen der Woche lernen dreißig Schüler ganz irdische Dinge. Vier Reihen weiße Plastikstühle, Frontalunterricht, Blick zur grau angelaufenen Wand vor der ein Lehrer von Kitovu Mobile die Erntezyklen von Zwiebeln oder Salat erklärt.


"Sie haben kein Wissen."


"Wir sagen unseren Schülern deutlich: Wir helfen euch. Aber ihr müsst euch auch selber unterstützen", sagt Lubwama. Von einem Lebensstil, der überwiegend aus Bars und Bier bestehe, müssten sie Abstand nehmen. Es gehe um ein neues Mindset. Darum, dass langfristige Ergebnisse besser als schnelle Erfolge seien und selbstverständlich auch um Aufklärung über HIV. "Die Schüler sollen eigenen Ehrgeiz entwickeln. Und zu einem Tutor in ihrer Nachbarschaft werden, ihr Wissen weitergeben damit auch die anderen Bewohner profitieren können."
Nicht jeder muss gleich ein Großbauer werden, sagt Lubwama. Aber wer die Schule abschließe, kann sich und seine Familie selbst versorgen und der Armut entfliehen. Mindestens.


Mobile Young Farmers Group
Einfache Mittel. Aber überzeugend. So sehr, dass längst andere Landwirte und Bewohner aus Kabira zur der Gruppe fahren, um die Bioprodukte für den eigenen Gebrauch zu kaufen. Und so nebenbei etwas über die Fähigkeiten der jungen Schüler zu erfahren.


