Der digitale Nachlass
Viele Angehörige stehen im Trauerfall vor vielen offenen Fragen und Hürden. Wie soll man mit digitalen Daten, wie Fotos, Emailadressen oder Social Media-Profilen des/der Verstorbenen umgehen, die angelegt und an wahrscheinlich unbekannten Orten abgespeichert wurden?
Im Gespräch mit Lena Mileder, Trauerrednerin und Expertin für den digitalen Nachlass erfahren Sie, welche Punkte zu beachten sind und wie man bereits zu Lebzeiten Vorsorge trifft, seinen Hinterbliebenen die Dinge geordnet zu übergeben.
Anmeldung zur Online-VA mit Lena Mileder am 27. November 2025 um 18:00 Uhr
- Welche Dinge werden zum digitalen Nachlass gezählt?
Lena Mileder: Kurz gesagt: Zum digitalen Nachlass zählt alles, was digital von mir weiterbesteht – also Daten, Konten, Inhalte und Zugänge, die nach meinem Tod noch vorhanden sind.Dazu gehören zum Beispiel ganz einfache Dinge wie Fotos, Dokumente oder Backups auf Laptop, Smartphone oder Festplatte. Aber auch Cloud-Speicher, E-Mail-Konten, Messenger-Verläufe und Social-Media-Profile. Manche haben zusätzlich eigene Websites, Blogs oder Domains.
Auch finanzielle Bereiche spielen eine Rolle: Online-Banking-Zugänge, Bezahldienste wie PayPal, Kundenkonten auf Marktplätzen, Guthaben, Bonuspunkte oder laufende Abos – vom Streamingdienst bis zur Software-Lizenz.
Nicht zu vergessen sind digitale Werte wie Kryptowährungen oder NFTs – ohne die passenden Schlüssel ist ein Zugriff unmöglich. Und schließlich gibt es noch viele „kleine“ Kundenkonten, etwa bei Bonusprogrammen oder Dating-Apps, die beim Aufräumen genauso ins Gewicht fallen können.
- Banal gefragt: Weshalb sollte man sich mit diesem Thema auseinandersetzen?
Lena Mileder: Alles, was ich nicht vorbereite, müssen meine Angehörigen in ihrer schwersten Zeit nachbereiten.Mit einer geordneten Übersicht und klaren Wünschen erspare ich meinen Liebsten Stress, Frust und Hilflosigkeit – und bleibe selbstbestimmt, bis über den Tod hinaus.
Dabei geht es nicht nur darum, worauf meine Angehörigen unbedingt Zugriff haben sollten, sondern auch darum, was bewusst privat bleiben soll.
Wer vorsorgt, muss heute analog und digital denken – der digitale Nachlass ist längst ein selbstverständlicher Teil davon, nur vielen noch nicht bewusst.
- Könnten Sie anhand ein paar Beispielen aus der Praxis schildern, was passiert, wenn Angehörige bei der Nachlass-Abwicklung keinerlei Zugriff auf die Speicherdaten haben?
Lena Mileder: In der Praxis zeigt sich der digitale Nachlass oft erst dann, wenn Angehörige keinen Zugriff haben:Zum Beispiel am ersten Geburtstag nach dem Tod. Wenn auf Facebook fröhliche Glückwünsche erscheinen, merken Hinterbliebene schmerzlich, dass viele Menschen noch nichts vom Verlust wissen – und ohne Zugriff können sie weder reagieren, informieren, noch das Profil anpassen.
Noch drastischer wird es bei Kryptowährungen: Bei selbstverwalteten Wallets gibt es keinen Plan B. Ohne Private-Key bleibt vorhandenes Vermögen unwiederbringlich verloren. Daher ist das Bewusstsein über den eigenen digitalen Nachlass und die entsprechende Vorsorge so wichtig. Sie schützt Angehörige vor Ohnmacht, Trauerverstärkung, emotionaler Belastung in allen Facetten und im schlimmsten Fall auch vor finanziellem Verlust.
- Was ist ohne Vorsorge praktisch noch möglich – und wo sind die Grenzen?
Lena Mileder: Ohne Vorsorge können Angehörige meist nur sehr eingeschränkt handeln: Profile lassen sich allenfalls löschen oder vielleicht in einen Gedenkzustand versetzen. Bei anderen digitalen Plattformen müssen die Optionen oft mühsam abgeklärt werden. Auf persönliche Inhalte wie Cloud-Daten oder E-Mails bleibt der Zugriff in der Regel versperrt. Gerade bei Kryptowährungen ist ohne Private Key gar kein Zugriff möglich.
Deshalb gilt: Was zu Lebzeiten nicht vorbereitet wird, lässt sich danach nur eingeschränkt und schwerfällig ordnen. Oft bleiben nur wenige Optionen übrig. Die Angehörigen bleiben mit Hilflosigkeit, Ohnmacht und dem Schmerz unerfüllter Wünsche zurück.
Sie wollen mehr zum digitalen Nachlass erfahren?
Dann merken Sie sich gleich Donnerstag, den 27. November 2025 vor und melden Sie sich zur Online-Veranstaltung von Lena Mileder zum Thema Digitaler Nachlass an. Diese findet um 18:00 Uhr via Zoom statt.
Anmeldung mittels: Online-Formular, per Email gutes-testament@kindernothilfe.at oder Telefon unter 01/513 93 30-15
Wir freuen uns auf Ihre Anmeldung zum Online-Event!Lena Mileder
Expertin für digitalen Nachlass und Trainerin. Nach 15 Jahren im Marketing, mit Schwerpunkt auf digitalen Lösungen, widmet sie sich heute den Themen Tod und Vergänglichkeit in all seinen Facetten. Sie unterstützt Menschen dabei, ihren digitalen Nachlass rechtzeitig zu ordnen und hilft Angehörigen, in schweren Zeiten den Überblick zu behalten. Sie ist Trauerrednerin, Keynote-Speakerin, Moderatorin sowie selbstständige Kundenberaterin der Pinter Bestattung.


Expertin Digitaler Nachlass & Trauerrednerin
https://www.derdigitalenachlass.com/
oder https://www.trauerrednerin-mileder.at
E-Mail: lena@derdigitalenachlass.com
